Am 1. Oktober 1965 habe ich mich zum Studium der Fächer Französisch und Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum eingeschrieben. Zuvor hatte ich beide Fächer an den Universitäten zu Köln und Dijon studiert. Von meinem Elternhaus in Witten-Durchholz konnte ich beobachten, wie die ersten Gebäude der ersten Ruhrgebiets-Universität aus dem Boden wuchsen, und als ich erfuhr, dass dort auch ein Romanisches und ein Historisches Seminar errichtet wurden, beschloss ich, von der Uni mit Großandrang zur Uni mit – damals – überschaubarer Größe zu wechseln.
Bereits in Köln hatte ich erfahren, dass Professor Müller-Bochat in Bochum lehren würde. Ich habe ihn zunächst in Bonn, später in Bochum aufgesucht, und dabei entstand die Idee, dass ich als Wissenschaftliche Hilfskraft beim Aufbau des Romanischen Seminars mithelfen sollte. Mit Beginn meines Studiums in Bochum begann auch meine Arbeit am dortigen Romanischen Seminar, das in einem der ersten Gebäude neben den Historikern untergebracht war. Durch meine Tätigkeit bekam ich Kontakt nun auch zu Professor Maurer und später zu einer Professorin, deren Name ich leider vergessen habe. In erster Linie arbeitete ich jedoch mit den Wissenschaftlichen Assistenten zusammen. Außerdem gab es noch eine Sekretärin.
Unsere vordringliche Aufgabe war der Aufbau der Seminarbibliothek. Da vor allem wichtige Werke der Sekundärliteratur im Original nicht mehr zu beschaffen waren, erstellten wir sie, indem wir sie über die Fernleihe besorgten und dann Seite für Seite mit einem Rank-Xerox-Fotokopierer ablichteten. Da damals nur ein einseitiger Abzug der jeweiligen Doppelseite möglich war, waren unsere Exemplare im Vergleich zum Original unförmig dick und unhandlich, aber immerhin als Studienmaterial vorhanden.
Die überschaubare Größe der Universität und die Arbeit im Seminar machten es möglich, dass man auch mal mit einem Professor und/oder den Assistenten sowie den Kollegen und der Sekretärin in die Mensa essen ging, die sich m.W. zunächst in einer ehemaligen Scheune, später dann in einem Neubau befand. Besonders eindrucksvoll war es auch, von der erhöhten Position unseres Seminars zu beobachten, wie in der Nachbarschaft ein Gebäude nach dem anderen hochgezogen wurde. Da viel mit Betonfertigteilen gearbeitet wurde, ging es ziemlich schnell: Zunächst wurde ein Kern mit den Aufzügen errichtet, und dann die einzelnen Etagen "eingehängt". Am 7. April 1967 wurde ich exmatrikuliert, und wenige Wochen später, am 23. Mai, legte ich die Erste Philologische Staatsprüfung ab.
Friedhelm Stoltenberg